Stress, Essverhalten und Fettzunahme

Kapitel 6

6. Schlaf-Wach-Rhythmus

Aus all dem bisherigen Informationen nun die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Cortisol per se “böse” ist, wäre falsch!

Im Gegenteil!

Die Zusammenhänge zeigen umso mehr, wie wichtig Cortisol ist!

Dein Cortisolspiegel wird nicht nur durch Stress beeinflusst und hat keinen statischen Verlauf.

Vielmehr unterliegt der Cortisolspiegel natürlichen Schwankungen im Tagesverlauf und folgt einem Muster zur Regulierung deines Schlaf-Wach-Rhythmus.

Morgens

Cortisol erhöht 

→ Zweck: Aufwachen & Energiebereitstellung

Abends

Cortisol niedrig 

→ Zweck: Einschlafen & Regeneration

Psychophysiological responses to distress and eustress

Diese temporären Cortisolschübe sind für unseren Körper kein Problem!

Im Gegenteil, dies ist notwendig für die Regulierung vieler Körperfunktionen!

Cortisol wird erst zum Problem, wenn

  • sein natürliches Muster gestört wird,
  • es chronisch erhöht oder 
  • chronisch niedrig ist!

Das passiert durch:

1. Stress (Stressoren siehe 2.)
2. Störung des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus

So gesehen, ist Cortisol nicht das Problem, sondern dein Lebensstil!

Turbulenzen deines Cortisolspiegels sind nichts anderes als ein Abbild deines Lebensstils.

Es geht hier also um weit mehr als nur Stress durch Job & Co!

Wenn man sich einen durchschnittlichen Alltag eines Menschen ansieht, findet man erschreckend viele Faktoren, die allein eine Störung des natürlichen Biorhythmus hervorrufen.

Allein die veränderten Lichtverhältnisse, denen du heutzutage ausgesetzt bist, stören das natürliche Cortisol-Muster (Stichwort blue light exposure).

Statt mit Sonnenauf und -untergang, lebst du nach dem Licht und Takt von Glühbirnen, Smartphones, Rechnern und Fernsehen.

Während du das liest, verarbeitet den Gehirn bspw. all die Reize, die es allein durch deinen Blick auf dein Smartphone erhält ohne, dass du bewusst merkst, was damit passiert.

Es mag absurd klingen, da dies deine “Normalität” ist, die eigentlich nicht “normal” für dich ist.

Du kennst es einfach nicht anders.

Doch evolutionsbiologisch bist du daran eben nicht angepasst.

JEDER Reiz, dem du dich aussetzt, wird von deinem Gehirn verarbeitet.
ALLES hat einen Einfluss.
Auch, das, was du nicht bewusst wahrnimmst.

Und je mehr etwas zur Normalität für dich geworden ist, desto weniger nimmst du den wahren Einfluss, den es auf dich hat, wahr!

Egal ob positiv oder negativ.

Was man ignoriert, ist nicht weg.
Was man nicht sieht, ist dennoch da.
Was man glaubt zu kontrollieren, kontrolliert in Wirklichkeit einen selbst.

Foto by Frank McKenna