Frauen und ihr Gewicht – Idealgewicht, Zyklus und was ist eigentlich normal?

Kapitel 3

3. Zahlenkrieg und Gedankenkarussell

3.1 Was wirklich zählt

Hier soll es um dein subjektives Selbstbild gehen, nicht die objektive Notwendigkeit, wirkliches Übergewicht aus gesundheitlicher Erfordernis zu reduzieren, sofern das auf dich zutrifft. Uns liegt der psychologische Aspekt so sehr am Herzen, da der Kampf, den viele Frauen gegen ihren Körper führen, oft nichts mehr mit Fitness oder Gesundheit zu tun hat.

Bewertest du die Zahl auf der Waage als Grad deiner Attraktivität , wirst du  langfristig nie mit deinem Spiegelbild zufrieden sein, egal wie viel du wiegst. Oft endet das in einem Fass ohne Boden: Egal wie viel du schon abgenommen hast, es wird dir nie reichen. Das können wir dir als Erfahrungswert aus der Arbeit mit Frauen, die diesen Weg schon gegangen sind, mitgeben.

Dein Ziel ist nicht eine bestimmte Zahl, sondern dich attraktiv und zufrieden zu fühlen – innerlich sowie äußerlich. Gerade wenn du alles richtig machst, wirst du sehr wahrscheinlich sogar nicht so wenig wiegen, wie du vielleicht glaubst. Die sportliche, definierte Form, die vielen Frauen eigentlich vorschwebt, erfordert einiges an hartem Training. Wie du inzwischen gelernt hast, macht dich das tendenziell sogar schwerer.

Ein weiterer unterschätzter Faktor, an den du vielleicht gerade nicht denken magst, ist Regeneration. Ohne ausreichend Schlaf und eine gesunde Balance aus Leistungssteigerung und Entspannung wird es nichts mit der Topform. Wie du das alles genau für dich umsetzt, lernst du auf ZHENA.

3.1 So  viel wiegt Attraktivität

Die Oberfläche

Foto by Chase Fade
Foto by Chase Fade

Niemand sieht und niemanden interessiert es wirklich, ob du nun 1 kg mehr oder weniger wiegst. Was sich für dich wie ein Weltuntergang anfühlen mag, nehmen andere nicht mal wahr.

Es geht nicht um Zahlen oder sonstige Maße. Reduziert man Attraktivität tatsächlich auf die reine Äußerlichkeit, zählt die Gesamterscheinung. Eine Frau kann sehr schlank sein oder mehr Körperfett haben, am Ende entscheiden die Proportionen über die rein körperliche Attraktivität.

Es hat seinen Grund, warum gerade in der Fitnessszene der Trend zu #bootygains so enorm ist. Das Taille-Hüft-Verhältnis und damit auch das Fett am Hüft-, Po-, Oberschenkelbereich signalisiert Fruchtbarkeit und wirkt auf Männer unbewusst besonders anziehend.

Paradoxerweise sind das genau die Körperregionen, die Frauen besonders “bekämpfen”. Evolutionär bedingt sind das für Frauen im Falle einer Schwangerschaft die besonders wertvollen Energiespeicher. Doch leider hat die Evolution den Trend zur schlanken Bikinifigur verschlafen, sodass viele Frauen heute an genau diesen “Problemzonen” regelrecht verzweifeln. Statt großem Po und kräftigen Oberschenkeln wollen sie lieber alles so klein und wenig wie möglich.

Oft lässt sich vieles in unserem menschlichen Miteinander, Denken und Verhalten auf die rein evolutionär bedingte Entwicklung reduzieren. In unserem Gehirn ist der Primat nach wie vor fest einprogrammiert. Jede Information passiert zuerst die unbewusste, primitive Hirnregion, bevor es als letzte Station die rationale, bewusste Ebene erreicht. Die letzte Stufe ist also das, was im besten Fall dazu führt, dass du die rational richtigen Entscheidungen triffst, auch wenn sie am unangenehmsten sind. Wie dir sicherlich bewusst ist, passiert das eher selten bei Menschen… . Wir sind eben nicht so rational, wie wir gern von uns glauben. Egal ob Frau oder Mann.

Foto by Kelly Sikkema
Foto by Kelly Sikkema

Das Innenleben

Attraktiv ist also nicht ein bestimmtes Gewicht oder ein bestimmtes Maß und dass mehr als nur eine schöne Oberfläche zählt, ist dir hoffentlich ohnehin bewusst. Deine Gesamterscheinung ist das, was andere von dir wahrnehmen (selbst bei den hartnäckigsten Primaten): Dein Wesen, deine Aura, Haltung, Artikulation, Mimik, Gestik, Bewegung etc. Wo genau deine Fettpölsterchen liegen und wie viel du wiegst, ist uninteressant.

Attraktivität hängt auch von den kleinen Besonderheiten deiner Persönlichkeit und deines Wesens ab, die jemand wahr nimmt, wenn er dir seine Aufmerksamkeit schenkt. Es sind oft die kleinen Momente, in denen du in deinem Element bist und du keinen Gedanken über dein Aussehen verschwendest, weil du deine Aufmerksamkeit einer höheren Sache als dir selbst widmest.

Wie wirkt es auf dich, wenn du einen Menschen kennen lernst, der dich inspiriert, von dem du lernst, der in dein Leben tritt und Spuren hinterlässt, im Vergleich zu einer perfekten Fassade, hinter der es nichts zu entdecken gibt und deren Leben sich lediglich darum dreht, an dieser Fassade zu arbeiten?

Eine Frau kann den perfekten Körper haben, aber in der Masse untergehen. Eine andere Frau mag nicht perfekt sein, doch trägt sie eine Geschichte und Aura mit sich, die ihr eine ganz besondere Präsenz verleiht.


In den Momenten, wenn du nicht über deine Schönheit nachdenkst, bist du am schönsten.


In extremen Fällen hat das emotionale Leid derjenigen, die ihre innere Unzufriedenheit über die äußere Bestätigung kompensieren müssen, derartige Ausmaße, dass sie sich diese Bestätigung von außen regelrecht manipulativ erpressen. Das passiert allerdings oft unbewusst, denn das Trauma schmerzt so sehr, dass die Last, sich selbst zu hinterfragen und von dem Muster loszulassen, einfach zu viel ist.

Das ist oft der Fall bei Menschen, die in früher Kindheit Ablehnung und emotionale Kälte erfahren haben. Es ist kein Zufall, dass dieses Muster gerade in der Fitnessszene oft zu finden ist, denn dies ist ein Werkzeug, mit dem man wunderbar an der äußeren Hülle arbeiten kann. Die Fitnessblase auf Instagram lebt quasi davon.

Interessiert dich das Thema mehr, findest du hier einen brillianten Artikel: https://markmanson.net/are-you-an-emotional-vampire


Ikonen wie Marylin Monroe, Sophia Loren, Grace Kelly, Maria Callas, Audrey Hepburn waren vollkommen unterschiedlich in ihrer Persönlichkeit und äußeren Gestalt. Dennoch ist ihre Attraktivität bis heute in Erinnerung. Dabei hat niemand je interessiert, wie viel sie wiegen. Sie hatten Aura, Stil und Persönlichkeit, sind ihrer Leidenschaft gefolgt, mussten auch schwere und tragische Phasen in ihrem Leben durchlaufen. Die Legenden, die sie geschaffen haben, waren Lebenswerke, keine flüchtigen Momente der Selbstdarstellung. Egal wie oft der typische Marylin-Look schon kopiert wurde; keine Kopie wird je an das Original heran kommen.

Foto by Marija Zaric
Foto by Marija Zaric


“Ich beschloss zu sein, wer ich sein wollte. Und das bin ich.”


Coco Chanel

Wie du hoffentlich inzwischen bemerkt hast, sind dies alles Faktoren, die weit entfernt von deinem Gewicht sind und die du auch nicht beeinflussen kannst, wenn du deinen Fokus weiterhin ausschließlich darauf richtest. Dein Leben wird sich nicht ändern, wenn du nicht auch an deinem Innenleben arbeitest, selbst wenn du das Gewicht erreicht hast, das du dir so sehr wünschst. Vielmehr könnte die Zahl auf der Waage dein Gefängnis werden, in dem du dich selbst einsperrst, weil alles außerhalb zu unsicher ist.

3.2 Die Grenzen der Rationalität

Ja, wir kennen das alle: Wir können uns ganz viel nüchtern erklären, wie und warum sich das Gewicht auf der Waage so oder so verändert. Gründe kennst du jetzt zu genüge.

Aber… selbst die rationalsten Frauen RASTEN AUS, WENN SICH DIESES SCHEISS GEWICHT AUCH UM NUR WENIGE 100 g IN DIE FALSCHE RICHTUNG BEWEGT!!!

Das Ganze hat für dich eben inzwischen schon eine emotionale Komponente bekommen und die ist immer stärker als die Rationale. So ist unser Gehirn eben aufgebaut, wie du inzwischen weißt. Dir ist bewusst, dass du dich nicht stressen brauchst, du tust es aber trotzdem und hast dann allein schon Stress, weil du Stress hast. Zum verrückt werden.

Toll – und wozu dann das Ganze?

Wenn wir nur könnten, würden wir dir jetzt gern ein Geheimrezept geben, das den Schalter in deinem Kopf umlegt. Doch, wie du dir sicherlich schon denken kannst, gibt es den nicht. Deine Gedanken sind menschlich und vollkommen in Ordnung. Entscheidend ist, nicht danach zu handeln.

Das bedeutet: Nur weil dein Gewicht nicht das macht, was du erwartest, solltest du nicht in den typischen “Jetzt ist es auch egal.” oder “Das bringt eh alles nichts.”- Effekt verfallen. Damit bestätigst du nur deine destruktiven Glaubenssätze und bestrafst dich selbst.

Foto by Becca Tarter
Foto by Becca Tarter

Wenn du aufgibst und über die Schokolade her fällst, wird eben genau das passieren, worüber du dich zuvor grundlos geärgert hast. Du wirst dich in deinem Glaubenssatz über dich selbst bestätigen: Dass du nicht diszipliniert genug bist, dass du zu schwach bist und es eh nicht schaffst. Nur weil du keine Geduld hattest und einem plötzlichen emotionalen Impuls nachgegeben hast. Ergebnis ist noch mehr Frust und ein bestätigtes negatives Selbstbild.

Die Bedeutung der Zahl auf der Waage mit all ihren Assoziationen ist nicht real, sondern lediglich ein irrationales Potpourri deiner Erfahrungen und konsumierten Bilder auf Instagram & Co. in deinem Unterbewusstsein. Akzeptiere deine Gedanken und Gefühle wertlos, beobachte dich selbst, was das alles mit dir gemacht hat und ob dir diese Art von “Fitness” wirklich gut tut und deine Lebensqualität verbessert.

Es gibt keinen Schalter im Kopf. Dir bleibt lediglich die Achtsamkeit, das Beobachten deiner Gedanken und Gefühle sowie das bewusste Umlenken deiner Impulse. Indem du das stetig wiederholst und nachsichtig mit dir bist, hast du die Chance, dich langsam und allmählich von dem Druck zu lösen.

Auch das Training kann dir helfen. Fokussiere dich darauf, was für ein Potenzial in deinem Körper steckt, statt ausschließlich darauf, wie er aussieht. Konzentriere dich darauf in einem Sport, bei dem es dir Spaß macht, besser zu werden. Das wird dir ein komplett anderes Körpergefühl und Selbstbild geben.

Genau von dieser Erfahrung berichten sehr viele Frauen, die mit dem Krafttraining begonnen haben. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst kleine stetige Erfolgserlebnisse zu erarbeiten, die nur möglich sind, wenn du gut zu deinem Körper bist. Das ist ein wichtiger Lernprozess für dein Unterbewusstsein, der dir helfen kann, dich von deinem Kopfkino zu lösen.