Angst vor dem Fitnessstudio

Kapitel 2

2. Wie fange ich an?

Photo by Deanna Ritchie on Unsplash
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Auch den Frauen, die heute selbstbewusst im Fitnessstudio und Freihantelbereich trainieren, erging es anfangs so wie dir. Auch sie hatten anfangs keine Ahnung, haben viele Fehler gemacht und haben eine Weile gebraucht, bis sie dort gelandet sind, wo sie heute sind.

Sieh das Ganze als einen Weg, den du Schritt für Schritt gehst. Denk nicht an den ganzen Marathon, der vor dir liegt, sondern an den ersten Schritt. Wenn du erst einmal los läufst, wirst du sehr wahrscheinlich nicht so einfach umdrehen. Nicht deine Traumfigur ist das Ziel, sondern der erste Schritt ins Fitnessstudio und den machst du am besten mit einem Probetraining.

2.1. Probetraining

Wie läuft so ein Probetraining ab und was solltest du tun?

  1. Rufe in dem Fitnessstudio deiner Wahl an und vereinbare ein Probetraining mit Trainer.
  2. Du brauchst nur Sportkleidung und Schuhe, ein Handtuch und etwas zu Trinken.
  3. Der Trainer zeigt dir i.d.R. alles, was du wissen musst, um allein zurecht zu kommen. Für dich ist besonders wichtig zu wissen, wie du die Maschinen korrekt einstellst. Anfangs sind dir das vielleicht zu viele Informationen auf einmál. Das ist völlig normal. Wenn du etwas vergessen hast, kannst du dich jederzeit wieder an die Trainer wenden oder du machst dir einfach selbst Notizen.
  4. Worauf du bei deinem ersten Eindruck achten solltest:
    • Fühlst du dich wohl?
    • Kannst du dir vorstellen, hier gern hinzukommen?
    • Ist das Gym für dich gut erreichbar?
    • Ist das Gym gut ausgestattet (siehe nächster Punkt)?
    • Welchen Eindruck machen die Trainer auf dich?
      Ist dir das Klientel sympathisch?
  5. Die MINIMALausstattung, die ein Gym für dich haben sollte: Racks , Langhanteln (20kg), Kurzhanteln, Maschinen, Bänke, Multipresse, Matten, Kabelzüge, Cardiogeräte. I.d.R. findest du das in jedem Gym, nur in Frauengyms eher weniger. Du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, dass das Gym eine gute Wahl ist, wenn du mehrere Racks und Menschen mit Gewichtheberschuhen siehst, sehr viele Scheiben und Langhanteln herum liegen, von den Maschinen proMuskelgruppe mehrere Variationen existieren und vielleicht sogar Mobiltiy und Athletik Equipment vorhanden ist.
  6. Wenn es dir gefallen hat und du den Vertrag abschließt, erkundige dich genau, nach den Kündigungsfristen und Öffnungszeiten. Erfahrungsgemäß bereitet es früher oder später immer Probleme, wenn das Gym keine großzügigen Öffnungszeiten hat. Die gängigen Ketten haben aber meist rund um die Uhr auf.

Dann kannst du auch schon loslegen und zwar, indem du dir einen Plan suchst und ein paar Wochen die Übungstechnik trainierst. Wenn die sitzt, geht es ans Muskeln aufbauen. Wie das geht, erfährst du hier.

Oft kannst du dir auch von den Trainern einen Plan erstellen lassen. Ob das empfehlenswert ist, hängt von seiner Kompetenz ab, denn ehrlicherweise muss man sagen, dass die Mehrzahl der Trainer diese nicht besitzt. Natürlich ist es gerade als Anfängerin schwierig für dich, das selbst einschätzen zu können. Mehr dazu findest du unter 2.4. Den Trainer um Hilfe bitten.

Wie kannst du dir den Einstieg nun etwas erleichtern, solltest du dich gar nicht allein trauen?

2.2. Mit einer Freundin trainieren gehen

Photo by Simon Maage on Unsplash
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Zusammen mit einer Freundin zu trainieren, ist vermutlich die bequemste Lösung. Aber genau das kann auch ein Nachteil sein.

Natürlich fühlt es sich sicherer an, nicht allein zu sein. Es kann aber auch dazu führen, dass du dich von deiner Freundin abhängig machst und vor möglichen neuen Kontakten im Fitnessstudio isolierst. Oft sieht man genau dieses Bild: Frauengrüppchen, die zusammenkleben und die Gymnastik, die sie sonst zu Hause machen, nun auf den Matten oder im Frauenbereich absolvieren. Oder sie verbringen Stunden quatschend nebeneinander im Cardiobereich. So wirst du immer unter deinen Möglichkeiten bleiben.

Eine Freundin kann also eine gute Unterstützung für den Anfang sein. Früher oder später musst du jedoch lernen, allein zurechtzukommen und deine Motivation unabhängig von deiner Freundin zu machen. Dessen solltest du dir von Anfang an bewusst sein.

Anders sieht es aus, wenn deine Freundin Ahnung hat und dich herausfordert. Egal wer, eine Person, die besser ist als du, dich fordert und dich dabei unterstützt, dein Potenzial zu entfalten, ist der ideale Trainingspartner.

2.3. Mit dem Partner/der Partnerin gehen

Photo by freestocks.org on Unsplash
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Der entscheidende Vorteil, mit deinem Freund zu gehen, ist vor allem, dass du gleich jemanden für den Freihantelbereich hast.

Häufig ist es aber so, dass beide Seiten nicht sonderlich glücklich mit der Situation sind: Der Freund möchte unbedingt sein Training durchziehen und wird schnell ungeduldig und unsensibel, wenn die Frau nicht gleich “perfekt funktioniert” und sich in seinen Augen dumm anstellt. Frauen fühlen sich dann häufig gekränkt und unter Leistungsdruck, wollen ihren Freund nicht enttäuschen oder eine Diskussion anfangen. Im Zweifelsfall stellen sie lieber ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Am Ende bleibt die negative Erfahrung hängen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie am Ball bleiben, sinkt. Das muss natürlich nicht so laufen und es gibt gerade unter Fortgeschrittenen viele Gegenbeispiele. Doch dieses Muster ist gerade bei unbeholfenen Anfängerinnen immer wieder zu beobachten.

Sollte dein Freund nicht von der Sorte sein, sondern sensibel mit deiner Unsicherheit umgehen können, sich vor Ort auch Zeit für dich nehmen und auch wirklich Ahnung von Training haben, spricht natürlich nichts dagegen.

Kommt dir das Szenario von oben jedoch irgendwie bekannt vor, ist das keine gute Idee. Erst recht, wenn dein Freund vielleicht selbst kaum Ahnung vom effektiven Training und richtiger Technik hat, dich aber belehren will.

2.4. Den Trainer um Hilfe bitten

Photo by Esteban Lopez on Unsplash
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Bei Trainern ist es ein wenig Glückssache, ob du tatsächlich kompetente Hilfe bekommst. Leider dominiert gerade in den bekanntesten Fitnessstudioketten völliges Unwissen: Frauen bekommen Trainingspläne mit unzähligen Wiederholungen an Maschinen (“frauengerechtes” Training) und die richtige Übungstechnik beherrschen viele leider auch nicht.
Oft wird darauf vertraut, dass ein Trainer auch gleichzeitig Fachkompetenz besitzt. Leider ist das selten der Fall, sofern es nicht um Trainer in Vereinen, Athletikgyms oder Crossfit Boxen geht. Ursache ist zum einen das System, durch das Trainerlizenzen vergeben werden. Jeder, der zahlen kann, kann innerhalb von wenigen Tagen eine Trainer-Lizenz bekommen. Es ist wohl klar, dass in so kurzer Zeit kein wirklich tiefgründiges Wissen vermittelt werden kann. Hinzu kommt, dass die Lehrinhalte nicht unbedingt auf dem aktuellsten Stand sind und dafür eher für die Arbeit in Studioketten ausgelegt ist, d.h. für die Massenabfertigung. Mittlerweile ist nicht mal mehr eine Lizenz nötig, um als Trainer in einem Fitnessstudio zu arbeiten.

Ein weiterer Grund ist, dass sich die Trainer an die Vorgaben der Studioketten halten müssen. Selbst wenn sie es eigentlich besser wüssten, müssen sie sich an diese Standards halten. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber um sicher zu gehen, solltest du dein Training selbst in die Hand nehmen!

Wobei dir ein Trainer helfen kann

Ein Trainer kann dir vor Ort gut bei generellen Fragen zu deinem Fitnessstudio helfen: z.B. wo du was findest und wie Maschinen eingestellt werden. Brauchst du Hilfestellungen bspw. beim Bankdrücken und willst niemand Fremdes fragen, kannst du dich einfach an den Trainer wenden.
Sofern du dich in einem der Discount Gyms anmeldest und der Trainer dir einen Trainingsplan erstellen möchte, raten wir dir jedoch, darauf zu verzichten, denn in der Regel handelt es sich, um standardisierte Pläne für Frauen, die dich auf Dauer nicht da hin bringen, wo du eigentlich hin möchtest. Dein  Training nimmst du in diesem Fall am besten selbst in die Hand. In Crossfit Boxen oder Athletikgyms kannst du dich i.d.R. auf die Hilfe der Trainer verlassen. Ein gutes Zeichen ist, wenn er sich auch deine Anatomie ansieht und dich auf Defizite und Dysbalancen prüft und dich nach deinen Zielen fragt. So banal dies auch ist, ist dies in den Gymketten sehr selten.

Wichtig für dich sind die Trainer vor Ort  v.a. bei Vorfällen wie Belästigung oder wenn du dich verletzen solltest.

Ein paar Anzeichen, die auf einen kompetenten Trainer hinweisen:

  • Er fragt dich nach deinen Zielen, Erfahrungen, Voraussetzungen und Einschränkungen und agat dir offen, was realistisch erreichbar ist.
  • Er prüft deine Mobilität und sucht nach Defiziten.
  • Sein Wissen und seine Ausbildung beruht auf mehr als einer B Lizenz.
  • Er übt die Ausführung mit dir gewissenhaft, fragt dich, wie sich etwas für dich anfühlt.
  • Er gibt dir klare Anweisungen, erklärt und bombardiert dich nicht mit Informationen, die du nicht verstehst.
  • Er geht auf DICH und deine Ziele und Voraussetzungen ein und drückt dir nicht SEINE Trainingsweise auf.
  • Am Ende solltest du dich ermutigt, verstanden und nicht überfordert fühlen.

2.5. Allein ins Fitnessstudio gehen

Photo by Alex Perez on Unsplash
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So unangenehm es auch ist, die beste Strategie dein Ziel zu erreichen ist, wenn du dein Glück selbst in die Hand nimmst und versuchst, dich Schritt für Schritt selbst mit allem vertraut zu machen. Du lernst effektiver, kannst dich besser konzentrieren, hast intensivere Erfolgserlebnisse, wirst selbstsicherer, bleibst aufgeschlossen für neue Kontakte und bist mental und zeitlich unabhängig. Du kannst ganz einfach machen, was du willst. Wir persönlich halten das für ein unschlagbares Argument, denn die kleine Auszeit beim Training ist für uns selbst unsere persönliche me-time geworden, in der wir uns austoben, den Kopf ausschalten können und Kraft tanken können. Viele Gyms haben mittlerweile sogar Sauna und Solarium. In Kombination gleicht das fast einem kleinen Wellness Trip im Alltag.

Dennoch gibt es auch in diesem Fall ein paar Strategien, die dir helfen können:

Zu bestimmten Uhrzeiten gehen

Die Uhrzeit im Gym bestimmt, wie viel Ruhe du hast. Das hängt natürlich von Ort und Fitnessstudio ab. I.d.R. ist es nachmittags/abends am vollsten und morgens/vormittags entspannter. Sofern du die Möglichkeit hast, versuche dein Training morgens durchzuziehen. So hast du Ruhe, kein Gedränge an den Geräten und deinen Plan schon früh erfüllt. Nebenbei hast du oft auch entspanntere Mitmenschen um dich herum.

Vielleicht schaffst du es auch, immer zur gleichen Zeit zu gehen, dann hast du i.d.R. auch oft die vertrauten Gesichter vor Ort, gewöhnst dich schneller ein und kommst mit dem ein oder anderen ins Gespräch, was die ganze Stimmung lockerer macht. So merkst du, dass du dort gern gesehen wirst und dein Training wird viel schneller zur Routine, auf die du dich freust.

Eine erfahrene Trainingspartnerin finden

Photo by Caroline Hernandez on Unsplash
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Vielleicht hast du Glück und dir fällt im Freihantelbereich eine Frau auf, die offensichtlich weiß, wie man effektiv trainiert. Trainiert sie auch mit freien Gewichten? Trainiert sie schwer? Ist die Technik sauber?

Dann ergreife die Chance und spreche sie nach ihrem Training an! Sie ist die perfekte Unterstützung für dich, denn sie weiß sehr gut, wie du dich fühlst und wird sich freuen, dass sie eine Gleichgesinnte gefunden hat. Gerade die Frauen, die wie du, wirklich etwas verändern und richtig trainieren wollen, finden eher selten gleichgesinnte Frauen. Sie trainieren daher oft allein im Freihantelbereich und freuen sich, wenn endlich noch eine Frau zu schweren Gewichten greift, statt Stunden mit Wohnzimmergymnastik oder im Cardiobereich zu verbringen. Sie wird dir gegenüber aufgeschlossen und hilfsbereit sein und dir gern helfen. Nutze also unbedingt diese Chance und sprich sie an!

Frauenbereich/Fitnessstudios nur für Frauen

In einigen Fitnessstudios gibt es auch separate Frauenbereiche. Hier sind die Vor- und Nachteile ähnlich, als würdest du mit einer Freundin gehen.

Es ist ein bequemer Einstieg, da du dich dort sicher fühlst, aber langfristig nicht die perfekte Lösung, solltest du dich dort verstecken. Oft sind diese Bereiche nicht so gut ausgestattet wie ein Freihantelbereich. Hier dominiert das Klischee für typisches “Frauentraining”: Nur leichte, bunte Gewichte, Matten und lauter nettes Spielzeug, womit du dich zwar Stunden verausgaben kannst, aber kaum etwas erreichen wirst.

Es ist besser als gar nichts, aber wenn du deinen Körper wirklich formen und straffen willst, brauchst du langfristig schwereres Geschütz. Hast du noch nie mit Gewichten trainiert, werden dich anfangs auch die leichten Gewichte fordern, allerdings reichen diese auf Dauer nicht mehr aus und dein Körper braucht einen intensiveren Reiz, also schwerere Gewichte. Früher oder später musst du dazu ohnehin in den Freihantelbereich. Also ist es besser, dich von Anfang an daran zu gewöhnen.

Paradoxerweise ist das gegenseitige Angestarre und Beobachten in diesen Bereichen viel extremer als im gemischten Gymbereich. Frauen haben eben oft Konkurrenzdenken, vergleichen sich oder achten darauf, wer, wie aussieht.

Von dieser Variante raten wir dir also eher  ab, denn du bekommst weder die richtige Ausstattung, noch bist du in einer Umgebung mit dem richtigen mindset um deine Ziele zu erreichen.