Detox, Entgiften, Entschlacken & Co. – Was bringt es wirklich?

Kapitel 4

4. Gibt es Lebensmittel, die bei der “Entgiftung” helfen und kannst du dich sonst irgendwie schützen?

Foto by Rawpixel
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Du weißt nun, dass dir Detox- Entgiftungs- und Entschlackungskuren nichts bringen. Doch Tatsache ist auch, dass unser moderner, zivilisierter Alltag dazu führt, dass wir uns mit sehr viel Chemikalien umgeben, die sicherlich nicht gerade “gesund” sind.

Dann stellt sich die Frage, ob “gesunde” Ernährung und ein achtsamer Lebensstil etwas bringen?

Ernährung

In der Tat wurden einige Nahrungsbestandteile entdeckt, die auf einzelne (!) Stoffe entgiftend wirken.

Dazu zählen:

Apfelsäure, Zitronensäure, Zitruspektin, Bernsteinsäure, Koriander, Selen, Chlorella-Alge, Nori, Olestra (ein synthetischer Fettersatzstoff) (2).

Dies ist nun die kurze Liste an Nahrungsbestandteilen, bei denen genauer nachgeforscht wird.

Für dich liest sich das vermutlich wenig brauchbar und das ist es auch, da  die Mehrzahl davon Gifte bekämpft, von denen du noch nie gehört hast oder denen du  in deinem Alltag auch nicht besonders ausgesetzt bist.

Zu beachten ist, dass ein Nahrungsbestandteil nicht grundsätzlich alles “Böse” bekämpft, sondern immer nur einen ganz bestimmten Stoff hemmen kann. Wenn du dich genauer damit beschäftigen möchtest, kannst du dir bei Klein/Kiat (2014) (2) die genaue Übersicht der Chemikalien mit den entsprechenden Referenzen ansehen.

Bislang existieren hauptsächlich Tierstudien (was in der Natur des Forschungsthemas liegt, da es schwierig ist, mit Giften an Menschen zu forschen). Allerdings können  Tierstudien erste Hinweise liefern, wo man genauer nachforschen könnte.

Dies wäre ein Forschungsfeld, das dazu verhelfen könnte, eine evidenzbasierte Detox-Diät zu entwickeln, wenn denn an so etwas tatsächlich Interesse besteht. (2)

Vermutlich wäre die Nachfrage aber zu gering, denn Detoxprodukte und Diäten werden in den meisten Fällen wohl nicht gekauft, um sich irgendwelcher chemischer Substanzen zu entledigen, von denen man noch nicht mal wusste, dass sie existieren. Vielmehr glauben die Käufer, damit abnehmen zu können oder irgendwas in sich zu beseitigen, was sie daran hindert, abzunehmen.

Lebensstil

Wenn man chemische Substanzen nun nicht mittels kommerzieller Entgiftungskuren loswerden kann, bringt es dann zumindest etwas, wenn man Produkte meidet, die diese Substanzen beinhalten?

Es gibt immer mehr Konsumenten, die darauf achten, möglichst keine Plastikverpackungen oder -flaschen zu kaufen, so wenig Plastikmüll wie möglich zu produzieren und Bio-Lebensmittel zu kaufen. Doch gelangen dadurch auch weniger Gifte in den Körper?

Theoretisch schon, praktisch wohl kaum.

In einer Studie (allerdings mit sehr kleinem Stichprobenumfang) sanken die Konzentrationen chemischer Substanzen zwar deutlich (34), allerdings zeigte sich in einer späteren Studie mit größerem Stichprobenumfang das Gegenteil: Obwohl Plastik vermieden wurde und die Lebensmittel frisch, regional und wenn möglich biologisch waren, wurden sogar eine höhere Konzentration der Chemikalien gemessen (35).

Wie sich herausstellte, waren die chemischen Substanzen bereits in die Lebensmitteln gelangt. Das Vermeiden von Plastik allein reichte nicht aus.

Man kann also nicht ausschließen, mit Chemikalien in Berührung zu kommen, selbst wenn man bewusst darauf achtet. Sie sind Teil unseres modernen Lebens und bereits in unserer Lebensmittelkette enthalten.

Das heißt jedoch nicht, dass ein bewusster Konsum sinnlos ist, denn letztendlich bestimmt der Verbraucher über seine Nachfrage das Angebot und kann so ein Zeichen setzen.