Wie sich Restriktionen auf dein Essverhalten auswirken

Kapitel 3: Gedankenexperimente

Die folgenden Gedankenexperimente sollen dir die Wirkung der subjektiven Bedeutung von Restriktionen auf deine Wahrnehmung bewusst machen.

Stell dir folgende Szenarien vor und reflektiere, wie sich die Bedeutung deines liebsten Triggerfoods in Verhältnis zu anderen Lebensmitteln in dem jeweiligen Kontext verändert.

Ersetze Kekse = dein liebstes Triggerfood


Gedankenexperimente

1. Du darfst für den Rest deines Lebens alles und so viel du willst essen, bis auf Kekse, auf die du für den Rest deines Lebens komplett verzichten musst.

Wie verändert die lebenslange Restriktion die Bedeutung der Kekse in Relation zu anderen Lebensmitteln?

2. Du musst dich für den Rest deines Lebens ausschließlich von Keksen ernähren und darfst nichts anderes mehr essen.

Wie wird diese Restriktion dein Verlangen nach Keksen im Laufe der Zeit verändern? 

3. Stell dir ein Lebensmittel vor, das du nicht magst und nie isst. Stell dir nun vor, dass dieses Lebensmittel verboten wird.

Steigt dein Verlangen/Heißhunger nach diesem Lebensmittel?

4. Du bist für den Rest deines Lebens auf einer einsamen Insel gefangen, auf der dir jedes Lebensmittel bis auf Kekse zur Verfügung stehen.

Wie schwer fällt dir der Verzicht auf Kekse im Vergleich zu deinem Leben hier?

5. Stell dir vor, du warst lange Zeit im Koma. Wachst wieder auf und kannst dich an nichts aus deinem Leben erinnern. Jede Erinnerung ist gelöscht. Du weißt nichts von und über dich, deine früheren Ernährungsgewohnheiten, wie welche Nahrungsmittel schmecken, Fitness, Diäten, Schönheitsideale, Kalorien etc. Du weißt also auch nicht, was Kekse überhaupt sind oder wie sie schmecken.

Nun sagt dir jemand, dass du keine Kekse essen darfst.

Wie wirkt diese Restriktion auf dich?

6. Angenommen, du hast es dir über die Jahre zur Gewohnheit gemacht, abends bei einem Film gemeinsam mit einem Menschen, den du liebst, zu entspannen und dabei deine Lieblingskekse zu essen.

Nun sagt dir jemand, dass du deine Kekse nur noch zum Frühstück essen darfst, jedoch nie wieder bei deinem Abendritual.

Wie verändert diese Restriktion dein Verlangen nach Keksen am Abend?
Wirst du dein Verlangen nach Keksen dann zum Frühstück befriedigen?

Jedes Beispiel enthält eine Restriktion, die sich lediglich in der Form verändert.

Wenn du die Gedankenexperimente durchspielst, dürftest du feststellen, dass sich die Bedeutung der Restriktion für dich immer wieder ändert.
Die Beispiele zeigen auch, dass sich die Bedeutung der Restriktion unabhängig von einem Kaloriendefizit oder körperlichen Signalen, wie Hunger- und Sättigung ändert.

Dies ist auch der Grund, warum individuelle Unterschiede in der Reaktion auf verschiedene Ernährungsformen unabhängig von der Kalorienzufuhr zu beobachten sind.

Ein (temporäres/moderates) Kaloriendefizit oder Verzicht auf etwas muss also nicht per se ein Trigger sein!

Mit Ausmaß und Dauer des Kaloriendefizits steigt natürlich auch die physiologische Anpassungsreaktion.

Der Kontext und das individuelle “Erleben” der Restriktion sind ebenfalls ein wesentlicher Einflussfaktor auf das Essverhalten!

Foto by Estudio Bloom