Die paradoxe Relativität weiblicher Resilienz

Warum du nie zufrieden bist, egal was du erreichst

Eine unsichere Frau kann es ertragen, jahrelang zu hungern.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, ihren Körper immer mehr zu fordern, ohne ihm etwas zu geben.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, sich im Namen der Schönheit aufschneiden, aufspritzen und ausstopfen lassen.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, ihre psychische & physische Gesundheit zu ruinieren, um anderen zu gefallen.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, vollkommen die Wahrnehmung für sich und ihren Körper zu verlieren.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, sich an Menschen klammern, die ihr schaden.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, zu allem “Ja” zu sagen, auch wenn sie oft “Nein” sagen will.

Eine unsichere Frau kann es ertragen, sich selbst zu verletzten.

All das kann sie ertragen, weil sie es als “positiv” bewertet, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Foto by Sasha Freemind

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn sie anderen nicht gefällt.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn etwas nicht sofort “gut” läuft.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn sie negative Gedanken & Gefühle hat.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn sie Unsicherheiten & Risiko eingehen muss.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, Fehler zu machen & Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, etwas lernen zu müssen, das sie noch nicht kann.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, Konflikte, Kritik & Ablehnung zu riskieren.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn andere “besser” sind.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, wenn sie mit ihrem Ego konfrontiert wird.

Eine unsichere Frau kann es nicht ertragen, sich selbst aufzubauen.

All das kann sie nicht ertragen, weil sie es als “negativ” bewertet, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Wie würde sich das ändern, wenn sie es erträgt, sich selbst zu hinterfragen und erkennt, dass sie ein Wertesystem lebt, das sie unbewusst übernommen hat, weil sie ihr eigenes nicht kennt?

Was würde passieren, wenn sie es erträgt, ihr Kernproblem zu erkennen, statt sich mit Phantomproblemen vom Kernproblem abzulenken, um keine Verantwortung für sich selbst übernehmen zu müssen?

Was würde passieren, wenn sie an ihrem Kernproblem statt all den Phantomproblemen arbeitet:

Ihrem Selbstvertrauen?

Foto by Josh Nuttall

Es gibt ein Muster bei Frauen, die glauben, dass ihr Körper ihr “Problem” sei, das sie nur “lösen” müssten, um endlich zufrieden zu sein.

Frauen, die über Jahre der “Wenn, dann…” Illusion hinterher laufen, ohne je einen Schritt voran zu kommen und ihr Ziel zu erreichen.

Im Gegenteil. 

“Wenn, dann…” ist vor allem dann eine Illusion, wenn die Kausalität auf einer falschen Hypothese beruht.

Diese “Wenn, dann…” Frauen verlaufen sich so lang, bis sie erschöpft zusammenbrechen.

Dann verstehen sie sich selbst nicht mehr, weil sie doch stets so diszipliniert und tapfer mit dem Kopf gegen die Wand gerannt sind und annehmen, dass sie das nur diszipliniert und tapfer genug tun müssten, um ihr “Problem” zu lösen.

Wenn man stetig Energie in ein Fass ohne Boden investiert und Symptome bekämpft, ohne die Ursache zu lösen, ist Selbstzerstörung die logische Konsequenz.

Diese Frauen sind nie zufrieden, egal was sie erreichen.

Wenn ein “Problem” gelöst ist, taucht das Nächste auf, mit dem sie ihre chronische Unzufriedenheit rechtfertigen können.

Egal, was Gutes in ihrem Leben passiert, es ist nie (gut) genug.

Nie!

Äußerlich scheint ihr Leben in Ordnung. Doch innerlich sind sie getrieben, gestresst von sich selbst, ihren Ängsten vor ihren Ängsten und dem Zerdenken von Gedanken über Geschichten, die sie sich selbst erzählen, für die es keine Beweise gibt und die nie eintreten werden.

Foto by Echo Grid

Woran liegt das?

Gedanken zerdenken, Kontrolle, Fokus auf die Zukunft und Probleme, die keine sind, sind Symptome der Angst.

Angst vor dem, was man nicht glaubt aushalten zu können, weil man sich selbst nicht vertraut.

Wer sich nicht sicher ist, auch unter Unsicherheit sicher zu sein, versucht stets die Unsicherheit zu antizipieren, um sicher zu sein.

Wer sich sicher ist, auch unter Unsicherheit sicher zu sein, investiert keine Energie darin, etwas sicher zu machen, das nie sicher sein kann.

Wer ständig versucht Lösungen für hypothetische Probleme zu antizipieren, vertraut nicht darauf, Probleme lösen zu können, wenn sie wirklich auftreten.

Wer ständig alles zerdenkt, vertraut nicht darauf, hinfallen und wieder aufstehen zu können.

Wer ständig darum bemüht ist, sich um die Meinung anderer Gedanken zu machen, vertraut nicht darauf, Ablehnung und Kritik aushalten zu können.

Wer so unsicher ist, sich nicht zu zutrauen, das Negative bewältigen zu können, ist ständig darum bemüht, das Negative zu antizipieren, um es zu vermeiden.

Somit ist das Negative bereits gegenwärtig, bevor es überhaupt eintreten konnte und wird so zur selbst erfüllenden Prophezeiung.

Wer so sicher ist, sich zu zutrauen, das Negative bewältigen zu können, ist nicht ständig darum bemüht, das Negative zu antizipieren, um es zu vermeiden.

Foto by Echo Grid

Das Problem:

Dies ist ein Fass ohne Boden, das zu chronischem Stress und Selbstentfremdung führt, da man ständig damit beschäftigt ist, etwas im Außen zu kontrollieren, das nicht kontrollierbar ist.

Dieser Stress wird dann wieder mit Copingmechanismen, wie Essen, Training und der Suche nach Bestätigung von Außen kompensiert.

Auf Dauer ist dies ein selbstverstärkender Prozess, da jede erfolgreiche Vermeidungsstrategie das negative Selbstbild bestätigt und umso wahrscheinlicher wiederholt wird.

Der Antrieb dieser Vermeidungsstrategie bekommt immer mehr Energie, läuft immer effektiver bis er zur Gewohnheit und damit Selbstläufer wird und somit kaum noch zu bremsen ist.

Die typische Langzeitfolge, kurzfristig bequemer Kompensationsmechanismen.

Die Energie, die man jahrelang in die Vermeidung investiert hat, muss man dann aufbringen, um den Mechanismus wieder zu bremsen.

Hinzu kommt, dass nun das gewohnte Schutzschild fehlt, man vor dem Scherbenhaufen der eigenen Selbstwirksamkeit steht und nun doppelte Arbeit hat, diesen zu beseitigen und zu lernen, diese aufzubauen.

Je länger sich dieser Teufelskreis der Vermeidung dreht, desto negativer wird das Selbstbild dieser Frauen und desto schwieriger wird es, sich daraus zu befreien, da sie nie gelernt haben, das Negative auszuhalten und damit anfangen müssen, wenn sie so erschöpft und zerstört von ihrem Kontrollzwang sind, dass sie ohnehin keine andere Wahl haben.

Dann trifft sie mit einem Schlag all das, was sie über Jahre vermieden haben.

Dann liegen sie am Boden und müssen erkennen, dass ihr Körper sie nie an ihrer Zufriedenheit gehindert hat. 

Vielmehr waren es sie selbst.

Foto by Nick Bolton