Wenn du Liebe als Schmerz erfahren hast, wirst du die Menschen lieben, die dich nicht lieben und die Menschen nicht lieben, die dich lieben, bis du lernst, dich selbst zu lieben, indem du aufhörst Menschen zu lieben, die dich nicht lieben.
Täglich höre Beschwerden darüber, was alles Beziehungen schief läuft, wie “schlimm”, “unausstehlich”, “dumm”, “kalt”, “narzisstisch”, “boshaft”, “egoistisch” etc. die/der Partner*in war/ist.
Was ich nie höre ist: “Warum habe ich mir diesen Menschen ausgesucht?”
Unsere Beziehungen prägen unsere Identität und unsere Identität bestimmt, welche Beziehungen wir führen.
Wir Menschen erheben uns aufgrund unseres angeblich “gesunden Menschenverstandes” stets über die Natur und glauben als Homo Sapiens die Krönung der Schöpfung zu sein.
Wir halten uns für so rational, dass wir unsere eigene Rationalität nicht hinterfragen, unsere Emotionalität als Gegensatz zur unserer Rationalität sehen, statt den Wert ihrer Synergie zu erkennen und so verkennen, wie uns eigentlich unsere Irrationalität zu Fall bringt.
Wenn es darauf ankommt, dass der Homo Sapiens sein “Sapiens” unter Beweis stellen muss, scheitert er oft genau an der Annahme sich seines “Sapiens” bewusst zu sein. Wenn es um die eigenen Triebe geht, übertragen wir die Verantwortung gern wieder auf die Evolution, deren Opfer wir im Fall unserer eigenen Irrationalität dann wieder sind, sodass wir uns unseres “Sapiens” nicht bedienen müssen.
Die Menschen, die wir uns “aussuchen” zeigen uns, wer wir wirklich sind, nicht wer wir glauben zu sein.
Wenn man sich Menschen aussucht, die einen respektlos behandeln, sollte man sich fragen warum.
Wenn man sich Menschen aussucht, mit denen man keine tiefgründigen Gespräche führen kann, sollte man sich fragen warum.
Wenn man sich Menschen aussucht, in deren Licht man selbst ein bisschen besser dastehen kann, sollte man sich fragen warum.
Wenn man sich Menschen aussucht, bei denen man sich schlecht fühlt, sollte man sich fragen warum.
Wenn man sich Menschen aussucht, weil andere sie aussuchen, sollte man sich fragen warum.
Was diese Eigenschaften über die/den Partner*in sagen, ist weniger interessant, als das, was sie über uns selbst sagen.
Jede/r hat sein Päckchen zu tragen.
Jede/r ist in eine Welt hineingeboren worden, die sie/er sich nicht ausgesucht hat.
Jede/r hat eine Form der Liebe gelernt, auf die sie/er keinen Einfluss hatte.
Doch was war, ist nicht mehr und muss nie wieder sein, wenn man sich dafür entscheidet, dass es nicht mehr sein soll.
Welche Beziehungen wir führen, zeigt uns wer wir sind, denn gerade unsere Generation, unser Wohlstand und unsere Gesellschaft bietet uns die Freiheit, frei in der Entscheidung zu sein, welche Beziehungen wir führen. Doch solang wir keine Verantwortung für diese Freiheit tragen, bleiben wir im Paradox of Choice gefangen.
Die Frage, ob und wie wir diese Freiheit nutzen, liegt allein in unserer Verantwortung.